ostkarten

Das Kosovo ist historisch und emotional aufgeladen. Es ist nicht schön hier, aber es ist interessant hier zu sein. Es ist Europas Armenhaus, das sieht man überall. Entstellt wurde es zudem durch die serbischen Angriffe und nicht zuletzt auch durch die Brandschatzungen der Albaner an orthodoxem Kulturgut. Die KFOR ist immer noch präsent, aber die jahrelangen Schrecken Vergangenheit. Spannungen gibt es noch im Norden, wo die serbische Bevölkerung die Mehrheit stellt und mit Mitrovica eine quasi geteilte Stadt existiert.

In Pristina, der Hauptstadt, manifestiert sich die Dankbarkeit für die Unterstützung der Amerikaner in Hauptstraßen, die nach US-Präsidenten benannt wurden, und auch anderweitig:

Gleich daneben:

Man darf sich also ästhetisch nicht allzu viel erwarten. Das hügelige Pristina ist lückenhaft bebaut und wird von kargem Plattenbau dominiert, auch das Zentrum ist zum Teil Brachland. Hier findet man immerhin mit der Nationalbibliothek einen Vertreter auf der Long List der hässlichsten Gebäude der Welt. Daneben eine weitere Sehenswürdigkeit: eine Moschee, die wegen des Krieges nicht fertiggestellt wurde (freilich ist der Krieg bereits einige Zeit vorbei).

Das hat alles seinen obskuren Reiz. Ferner: es ist verdammt günstig hier. Für 1-2 EUR kann man sich mit Gulaschvarianten und Brot den Bauch vollschlagen. Auf dem Bazar gibt es Obstkilos für lächerliche Summen zu kaufen. Einzig die Ohropax sind relativ teuer. Ich bekomme sie in der 5. Apotheke in Begleitung der Apothekerin von der 2. Auf albanisch heißen sie übrigens Tampons.

Prizren im Süden ist die historische Stadt des Kosovo und belohnt für die zweistündige Busfahrt mit einem netten, orientalischen Stadtkern und schönem Blick von der Zitadelle.

Die karge Gedenkzone für die Schlacht am Amselfeld – ein Denkmal, ein Turm, irgendwo noch eine Türbe – liegt dafür im Nirgendwo eines Industriegebiets mit Heizkraftwerk. Außerdem gibt es übers Land verstreut ein paar orthodoxe Klöster, von denen ich mir nur das bekannteste in Gracanica, in der Nähe von Pristina, ansehe, aber keine Photos mache, weil es verboten ist und mich die resolute Mesnerin ängstigt.