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Irgendwie war schon ein Jeder in Thailand und man wird so lange mit Klischees gefüttert, bis man ein idealistisches, abgehobenes Bild von diesem Land hat. Ein Ferien-, Party-, Dschungel-, Kulinarik-, Exotik- und Einkaufsparadies soll das sein, wo dir die gebratenen Tauben in den Mund fliegen und der Alkohol nichts kostet, die Einwohner dir (besonders dir) in endloser Geduld selbstlos zulächeln und der Sonnenuntergang nie endet.

Ab aus dem Süden

Ich komme in Krabi an und es regnet. Es regnete die zehn Tage davor und es wird die nächsten zehn so weitergehen. Was gibt es hier an der Südwestküste zu tun? Sonne, Strand, Inselhopping – also nichts, wenn es regnet. Nicht einmal aufs Wetter kann man sich also verlassen. Die versammelte Tourismusindustrie starrt pathetisch ins Leere, während entscheidungsfreudige Rucksacktouristen das sinkende Schiff verlassen. Was für ein Auftakt.

Kurze Zeit später sitze ich im Flieger in den äußersten Norden Thailands, von Chiang Rai habe ich viel Gutes gehört von anderen, die das von anderen gehört haben. Hier ist es trocken und ich möchte schnell in den Dschungel, aber auch da will sich das vielbeschworene thailändische Hochgefühl nicht einstellen. Ich erwehre mich der Angebote fürs Elefantenreiten, Bootsausflüge (Boote sind allgemein überbewertet) und Langhalsfrauenzoos, Nachgiebigere sind danach häufig deprimiert, und lande auf irgendeinem Trek im Dschungel. Den Dschungel habe ich mir anders vorgestellt, grüner, lebendiger, saftiger. Also gut, auf nach Chiang Mai, von Chiang Mai habe ich viel Gutes gehört. Eine Tempelstadt, Tempel hatte ich in Japan doch so gern. Doch das immergleiche Muster aus Hostel, Massagesalon und Pub, das die Altstadt von Chiang Mai durchzieht wie Touristenhorden, hellt meine Stimmung nicht gerade auf, die Tempel sind dann doch weit weniger spektakulär, also insgesamt eine Enttäuschung. Entgeistert trete ich die Flucht an.

Und die Flucht gelingt: Sukhothai und Khao Yai NP

Dann lande ich in Sukhothai. Ein riesiges historisches Areal mit Ruinen im Nirgendwo, im Umkreis darf auf Anweisung des Königs nichts gebaut werden, und auf den hört man hierzulande (Wenn im Kino in der Vorschau der König zu sehen ist, steht der gesamte Saal auf – bis auf mich halt, ist ja nicht mein König). Jedenfalls: Ich greife in Sukhothai zum Fahrrad und finde dadurch etwas an Selbstbestimmung und Würde wieder. Die alten Tempelruinen sind verstreut in Natur eingebettet, spiegeln sich ständig im Wasser, das sonst keine andere Funktion hier haben dürfte, und sind kaum besucht, da wir uns im Nirgendwo zwischen zwei touristischen Zentren – Bangkok, Chiang Mai – befinden. Das Areal gefällt mir dann so gut, dass ich darauf verzichte, die sofortige Flucht in Richtung Laos anzutreten. Stattdessen begebe ich mich in die Obhut des Sexy Guide. 

Nordöstlich von Bangkok gibt es einen Nationalpark mit ausgewilderten Elefanten (aber es gibt hier auch Tiere, die interessant sind) und einem Wasserfall, in dem mal Leo DiCaprio in jungen Jahren, als er noch nicht so aufgeschwemmt war, für einen Film gebadet hat, den ich nie gesehen habe. In der Nähe einer Schnellstraße, eigentlich abseits jedweder touristischen Infrastruktur, hat vor langer Zeit ein deutscher Expat einige einfache Apartments hingestellt und bietet seitdem das Rundumsorglospaket für den nahe gelegenen Khao Yai Nationalpark an. Das heißt: schlafen, essen und Trekking mit dem Sexy Guide, einem kleinen, emsigen, am ganzen Körper mit buddhistischen Texten tätowierten Thai, der seit 10 Jahren mit dem Wissen eines Biologen und der Begeisterung eines kleinen Kindes Gruppen von überwiegend jungen Deutschen durch den Park führt und für jeden Spaß zu haben ist. Hier lasse ich mich gerne drei Tage durch den Dschungel schleifen, der zwar immer noch nicht so ist, wie ich ihn mir irgendwann mal ausgemalt habe, aber naja, sagen wir es mal so: In guter Obhut bröckelt auch mein naturkritisches Fundament, und ich habe hier viel Spaß gehabt.

Kurzes Fazit: Thailand hat ein breites Angebot für jede Touristensorte und macht es einem einfach, die falsche Abbiegespur zu wählen, wenn man nicht unbedingt mit dem Strom schwimmen will. Mehr als in anderen Ländern finde ich es hier wichtig, sich zu vergewissern, was man will und was nicht und dann klar ausrecherchiert das Land für sich zu entdecken. Denn in den Epizentren des Massentourismus, wo die Einwohner seit Jahrzehnten von Menschen wie mir oder schlimmer kontaminiert worden sind, kann man sehr schnell sehr ernüchtern und Thailand voreilig abstempeln. Ich war hier sehr aktiv und bemüht, das Beste für mich herauszuholen, was am Ende auch gut gelang. Dennoch sehe ich meinen Thailand-Besuch auch Monate später eher zwiespältig und denke nicht, dass ich demnächst wiederkehren werde.