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Ein Wrack betritt die Ankunftshalle: Betäubt von Fiebersenkern, philippinischen Vitaminpräparaten und der Unfähigkeit, Druckausgleich durchzuführen, dreht er sein linkes Ohr zum Zollbeamten wie eine Pflanze zum Sonnenstrahl, um zu hören, was der von ihm eigentlich will und wie viel es kostet, wenn man keine Passphotos fürs Visum mit hat (1 USD). Nichtsdestotrotz ist er wild entschlossen, es in den nächsten Tagen Millionen chinesischer und japanischer Touristen gleichzutun und sich mehrere Dutzend Tempelruinen reinzuziehen – when in Asia do as the Asians.

Ruinen als Wirtschaftsfaktor

Aber mal ganz im Vertrauen: Zwischen Taj Mahal und der verbotenen Stadt gibt es auf diesem Kontinent keine bekanntere Sehenswürdigkeit als die kambodschanischen Tempelanlagen rund um die Maiskolben des Angkor Wat, und diese riesigen historischen Parks tragen wohl mehr zum BIP Kambodschas bei als alle Sweatshops Phnom Penhs zusammen. Dementsprechend ist Siem Reap vollgestopft mit Hotels und Restaurants für jede Zielgruppe und mit breiten, glatt asphaltierten, gut ausgeleuchteten Straßen ausgestattet, die man von einem der ärmsten Länder dieser Welt so nicht wirklich erwarten würde. Es boomt hier ungemein. Tag für Tag schwemmen Wellen von Fliegern und Bussen weitere Touristen in die archäologisch so wertvolle Region. Sind es wirklich so viele Besucher? Oh ja! Lohnt sich da überhaupt noch ein Besuch? Unbedingt!

Masterplänchen

Ich nehme mir 4 Tage Zeit mit Option auf Verlängerung und unterwerfe mich einem effizienten Drill bei gleichzeitiger Schonung meiner Gesundheit. Also: Frühes Aufstehen, dichtes Programm, aber mit eigenem Tuk Tuk-Fahrer und einem gut isolierten Hotelzimmer, wo ich mich aushusten kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dadurch jemanden zu belästigen. Für die Tempel existieren standardisierte Haupt- und Zusatzrouten, von denen die Fahrer sehr ungern abweichen, die Planung beschränkt sich also darauf, was man wann macht – unter Berücksichtigung dessen, dass man anderen möglichst aus dem Weg gehen möchte und im Wissen darum, dass man nicht der einzige mit diesem Wunsch ist. Freilich reicht die Energie zu diesem Zeitpunkt nicht für die Entwicklung eines perfekten Masterplans des antizyklischen Vorgehens, also belasse ich es letztlich bei der altbackenen Strategie, die eh immer die beste ist, wenn es um Kulturgüter geht, und stehe halt sehr, sehr früh auf.

Das funktioniert erstaunlich gut.

Masterplan

Mit der Erfahrung von mehreren Tagen des Tombraidens glaube ich aber nun zu wissen, wie man das Ganze hier am besten angehen sollte bzw. wie ich vorgehen würde, wenn ich nochmals zu Besuch käme.

Ihr wollt mal in Kambodscha vorbeischauen, seid an Tempeln sehr interessiert, wollt nicht ewig in der Sonne braten, die Tempel ohne viel Touristenrummel erleben, Tempelphotos ohne Menschenmassen davor schießen?

Dann könnte das wie folgt funktionieren:

1. Zunächst einmal: Die wichtigsten Tempel

Die meisten und ebenso die meisten der wichtigen Tempel befinden sich in der Nähe von Siem Reap in einem riesigen archäologischen Park, für dessen Zutritt man ein Ticket lösen muss, das es für unterschiedliche Gültigkeitsdauer gibt.

In diesem Park gibt es vor allem folgende schöne/wichtige Tempel (mein subektiver Eindruck):

• Angkor Wat: Bekannt aus Funk, Fernsehen und Reiseprospekten. Jeder kennt dieses Sujet mit den Maiskolben.
• Bayon (Angkor Thom): Der Tempel mit den hunderten Steingesichtern liegt um die Ecke vom Angkor Wat in einer eigenen Anlage/Stadt namens „Angkor Thom“. Von allen Tempeln in Angkor der architektonisch Außergewöhnlichste.
  

  Bayon

• Phimeanakas (Angkor Thom): eine riesige Anlage mit Pyramide, um die Ecke vom Bayon. Merklich älter, sprich: klobiger, als der Angkor Wat, daher auch eher nur wegen der Größe der Anlage spektakulär.
• Ta Prohm: Eine riesige, verwinkelte Tempelanlage im Würgegriff der Natur. Auch bekannt als der Tempel aus der Tomb Raider-Verfilmung.
  

  Ta Phrom

• Preah Khan: Ein verwinkelter, schön, aber nicht zu Tode restaurierter Tempel, der etwas abgelegen ist. Eintägige Besucher kommen hier eher nicht hin, weil er nicht in der standardisierten Höhepunkte-Route enthalten ist. Deshalb ruhiger. Hier hört man noch das wilde Getier schreien. Das Gefühl des individuellen Entdeckers stellt sich hier eher ein als bei anderen Tempeln. Es war auch der erste Tempel, den ich besichtigt habe, und wäre es nicht der erste Tempel gewesen, ich wäre wohl nicht so begeistert worden von der ganzen Geschichte. Insofern ist das auch mein persönlicher Lieblingstempel.
  

  Preah Khan

Dazu gibt es noch Dutzende anderer Anlagen in unterschiedlich gutem Zustand, die man gut en passant mitnehmen kann.

Außerhalb des Parks bieten sich folgende Stationen an (es gibt sicher mehr, aber die habe ich nicht gesehen):

• Banteay Srei: Der beliebteste Tempel außerhalb der Angkor-Anlagen. Sehr klein, nur von Außen begehbar (alle anderen Tempel dürfen betreten und bestiegen werden), mit sehr feinem Relief übersät. Geradezu Barock und insofern an der Schwelle zum Kitsch, wozu auch die rosa Grundierung des Ganzen beiträgt.
  

  Banteay Srei

• Kbal Spean: Außerhalb von Angkor und nicht weit von Banteay Srei gelegen handelt es sich um eine Wasserfallanlage mit vielen Steinreliefs. Erfordert einen halbstündigen Marsch durch den Wald (bergauf!). Sollte man in Kombination mit Banteay Srei machen. Angenehm, weil mal was anderes, freilich kein absoluter must see.
  

  Kbal Spean

• Beng Mealea: Recht weit von Angkor entfernt (ca. 40 km), insofern weniger häufig besucht, handelt es sich hier um eine große, zerfallene, verwitterte, unrenovierte und von der Natur fast komplett wiedergewonnene Anlage. Nicht so schön wie die anderen Tempel, dafür aber viel ursprünglicher. Mühsam die Anfahrt, weil es lang dauert, außerdem braucht man ein separates Ticket. Macht aber ordentlich Spaß. Auf dem Hin-/Rückweg kann man dann bei der Roluos-Gruppe (frühe Tempelanlagen inkl. Vorgängerbau von Angkor Wat) oder zum Tonle Sap-See fahren. Ersteres habe ich gemacht, war nett, aber kein Muss. Auf letzteres habe ich verzichtet.
  

  Beng Mealea

2. Die Prämissen

• Tempel mit dem Sonnenaufgang und nur bis Mittag besichtigen (mit einer Ausnahme: siehe unten)
• Daher: 3-4 Tage bleiben
• Fahrrad oder Tuk Tuk für den Hauptpark, Tuk Tuk für den Rest
• Nicht bei den Anlagen zu Mittag essen: stark überteuerte einfache Gerichte, auf die man bis zu 60 Minuten wartet
• Ab dem Mittagessen in Siem Reap entspannen

3. Ein Plan für die Tempeltour

• TAG 1: Meinetwegen mit den Massen zum Sonnenaufgang am Angkor Wat-Teich verharren (meiner Ansicht nach unnötig) und danach Angkor Wat erkundigen, während die meisten anderen frühstücken. Dann zum Ta Phrom aufbrechen, dem Tomb Raider-Tempel, der um diese Zeit mehr oder weniger verlassen sein wird. Sich danach ein paar kleinere Sachen ansehen, wenn man noch Lust hat. Das reicht für den ersten Tag.
• TAG 2: Mit Sonnenaufgang zum Bayon fahren, dem Tempel mit den Hunderten Steingesichtern. Da wird noch sehr wenig los sein. Danach in Ruhe den Rest von Angkor Thom ansehen (inkl. Phimeanakas), vielleicht noch ein paar andere kleine Tempel. Sonst: frühzeitig wieder aufbrechen, denn am Nachmittag ist eine Zusatzrunde außerhalb geplant: Mittagessen in Siem Reap und ab ca. 14 Uhr in Richtung Beng Mealea aufbrechen. Der Tempel ist weit weg und deshalb nicht so beliebt – außer bei asiatischen Bustouristen, die immer in Scharen auftreten. Wann kommen die? Eigentlich immer in der Früh. Deshalb ist es hier besser, am Nachmittag zu erscheinen (ich war in der Früh und es war doch nervig; andere waren am Nachmittag und hatten den Tempel dann quasi für sich).
• TAG 3: Früh in Richtung Banteay Srei aufbrechen. Sehr wichtig: Zuerst im Banteay Srei anhalten, wenn noch kaum jemand hier ist. Ab 9 Uhr kann man es vergessen, Busladungen von Touristen. Nach Besichtigung des rosa Tempels bietet sich ein Besuch von Kbal Spean an, weil das von dort nicht mehr weit ist. Da stört es nicht, wenn es schon etwas später ist, denn die Wasserfallanlagen werden nur wenig besucht. Danach wieder in die Stadt zurück.
• TAG 4: Preah Khan in der Früh aufsuchen und danach noch das ansehen, was übrig ist. Den Phreah Khan kann man auch gut nach dem Bayon am 2. Tag machen, man sollte aber darauf achten, vor 9 Uhr dort zu sein.

4. Ein Plan für die Nachmittage

Da gibt es mehr als genug zu tun: am Pool relaxen, SPA, Blindenmassage, gut essen gehen, Kaffeehaus, Markt, Souvenirläden, Kochkurs, Yoga und vieles mehr. Und früh schlafen gehen, um für den nächsten Morgen gerüstet sein.