ostkarten

Günstige Flüge verbinden Florida mit Cartagena, einem geschniegelten Kolonialprunkstück an der karibischen Küste Kolumbiens. Für das Vorhaben, den Kontinent Richtung Süden abzufahren ein idealer Startpunkt. Das Land, in dem Großstädte nach Drogenkartellen benannt sind, konnte sich nach Jahrzehnten der Gewalt mittlerweile den Ruf eines Geheimtipps in Lateinamerika erarbeiten, viele überschlagen sich mit Superlativen, berichten von unbedingt zu bergenden, vom Tourismus noch nicht allzu angekratzten Schätzen.

In einer Mischung aus Vorfreude und Stress begann ich also meine Recherche – und musste recht früh erkennen, dass ich nicht wirklich weiß, was ich hier viel unternehmen soll. Große hässliche Städte besuchen, nur weil man sich da mittlerweile (untertags) hineintrauen kann? Strände? Nachtleben? Kaffeeplantagen (als Nichttrinker)? Ich weiß nicht…Ich picke mir also eine zügige Route zusammen aus Dingen, die mich wohl interessieren könnten und aus Dingen, die dazwischen liegen und nicht schlecht klingen, und eile in Richtung ecuadorianische Grenze.

Besagtes Cartagena…

…bietet eine sehr bunte, sehr schön gepflegte und sehr touristische koloniale Altstadt, die mich recht bald anödet. Schwüle und Hitze schränken die Bewegungsfreiheit fast schon diktatorisch ein. Ich bleibe im freundlichen Hostal picken und plane meinen Abflug. Günstige Verbindungen nach Bogota bieten sich nicht nach 3, aber immerhin nach 5 Tagen Aufenthalt, die Differenz investiere ich in schlecht strukturierte Spanischstunden.

Bogota ist nicht schön,…

…aber spannend und – das überrascht mich dann doch sehr – eine Art Kunstmekka in Südamerika. Nicht schlecht für einen potenziell hochgradig kriminellen, 8 Mio. EW schweren Moloch. Es gibt ein, im Vergleich zu anderen südamerikanischen Kolonialstädten, kleineres historisches Zentrum mit ein paar Barockkirchen und klassizistischen Bauten. Die Stadt, auf 2.600m gelegen, wird das ganze Jahr durch von einem wechselhaften, kühlen Wetter gepeinigt – ich fühle mich hier dennnoch wohler als im karibischen Klima von Cartagena, das ja fast schon Wiener Sommern gereicht (halt ohne Zugang zum Atlantik).

Wie viele (Groß-)Städte in den Anden (Medellin, Quito, La Paz, Santiago de Chile, etc.) wurde Bogota in ein steiles Tal gebaut. In der Umgebung befinden sich Berge, die strategisch mit Klöstern und Aussichtsplattformen ausgestattet wurden, wohin zumeist üppig bepreiste Seilbahnen fahren. Geizige Sportliche Touristen werden beim Aufstieg prinzipiell um ihr Hab und Gut erleichtert (so zumindest der Grundtenor) – Südamerika ist diesbezüglich dünneres Eis als Asien.

Wechselhaftes Wetter hat auch seine gewissen Vorteile:

Die Museen sind entweder quasi oder gleich komplett gratis. Im hochklassigen Museo de Oro wird der Frage nachgegangen, wo eigentlich das ganze Incagold abgeblieben ist:

Der Innenhof des nicht minder gut bestückten Museo Botero. Es regnet mal wieder:

Eine zum Museum umgestaltete Kirche:

Nach zwei Tagen breche ich wieder auf. Es beginnt ein Bus- und Umsteigemarathon auf dem Weg nach Ecuador mit dem einen oder anderen Ziel.

Tatacoa

Ein kleiner Streifen Wüste, wo diese eigentlich nicht hingehört, aber aufgrund eines Mikroklimas dann doch entstand. Tatacoa hat ein paar Gesteinsformationen, Wüstenfüchse, Kakteen und ein Observatorium, weil der Himmel hier immer klar ist. Ich komme gegen Abend an, kämpfe mich in die Wüste vor und finde nach langem Hin und Her eine Hängematte zum Schlafen. Der Himmel ist stark bewölkt und dann beginnt es zu regnen. Am nächsten Tag werfe ich einen Blick auf den durchaus sehenswerten „el laberinto“.

Schön: Es ist eine frei betretbare Zone, für die kein Eintritt verlangt wird. In China hätte man rundherum einen Freizeitpark errichtet und 25 EUR Eintritt verlangt. Jedenfalls, ich lasse mich von einem vorbeifahrenden Motorradfahrer in das nächste Pueblo bringen, nehme ein Colectivo und dann einen Bus nach…

…San Agustin

Hier war ich von Anfang an skeptisch. San Agustin gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Südamerikas, die gegooglet Bilder konnten mich aber keineswegs überzeugen. Es bestätigt sich: Die Ansammlung hunderter großer Steinskulpturen einer präkolumbianischen Kultur reißt mich trotz der idyllischen Darstellung mitten im Regenwald nicht vom Hocker.

So schauen die Teile zumeist aus:

In einen Wasserfall integriert:

Weitere 16 Busstunden später erreiche ich meine letzte Station – nicht (ein Erdrutsch verzögert meine Ankunft um 4 Stunden und bei Nacht soll man im Grenzgebiet nicht unterwegs sein); sondern übernachte in Pasto und wage mich am nächsten Tag über die Grenze nach Ecuador. Diese Strecke verläuft ohne Vorkommnisse.

Kurz davor: Besuch einer spektakulären Kirche bei Ipiales.

Tja, Kolumbien. Was war los? Habe ich die falschen Orte ausgelassen? Hätte ich mehr Kontakt zur Bevölkerung suchen sollen? Oder fußt der Hype auf Elementen – Strände, Salsa, Kokain -, für die ich mich weniger begeistern kann? Es bleibt: kein optimaler Start in das Abenteuer Lateinamerika.

Es sollte aber besser werden, nachdem es zunächst schlimmer geworden ist. Demnächst hier.