ostkarten

Damals, in den Jahrzehnten der Junta-bedingten internationalen Isolation, konnte man es vom Schwarzerlös eines Duty Free-Einkaufs locker einen Monat aushalten als einer der wenigen Touristen in Myanmar, wie mir der alte Neuseeländer in Hampi, Indien erzählte. Mittlerweile sitzt die ehemals hausarretierte Friedensnobelpreischarismatikerin im Parlament, Coca Cola ist frei importierbar und Rundfahrten über Hofer Reisen buchbar, letztes freilich zu einem hohen Preis – denn Myanmar boomt gewaltig und das Angebot kommt der Nachfrage nicht wirklich hinterher.

Ich bin erstaunt über den Entwicklungsstand von Ex-Burma, als ich in der Nacht in Yangon, Ex-Rangoon, ankomme, einer Stadt mit sauberen, breiten Straßen und modernen Autos und Gebäuden. Myanmar, zumindest das, was mir die Generäle anzusehen erlauben (in viele Gegenden darf ich nicht hinein, weil da quasi Bürgerkrieg tobt), ist weder ein phlegmatisches Hinterdupfing wie (der Nachbar) Laos, noch ein hygienischer Ausnahmezustand wie der Norden des Nachbars Indien.

Ich setze mich also ins Fortbewegungsmittel Nummer 1 hier, einen Nachtbus, der gerne um 3 Uhr früh ans Ziel kommt, und lasse mich dorthin bringen, wo man es mir erlaubt; zu einigen der Höhepunkte Südostasiens. Etwa…

Bagan

Mit Bildern der Tempelebene von Bagan wird erfolgreich geworben. Tausende großteils frei begehbare und bekletterbare Pagoden laden zum Radausflug ein und ich bleibe ganze vier Tage an einem der spannendsten Orte Asiens.

Inle See

Wir befinden uns zwischen Hochsaison, Hitzeperiode und Chinesischem Neujahr und ich, der Stratege und Taktiker, versuche deswegen, gleich mal die Höhepunkte zu erledigen, ehe sie (und ich), in der Sonne dahinbrutzelnd, von chinesischen Bustouristen überrollt werden. Vom Inle See halte ich im Vorab nichts, denn Seen lösen nie ein, was sie versprechen. Umso überraschter bin ich dann, als wir mit einem Schnellboot durch Straßen aus bunten Stelzendörfern rasen.

Wären nicht die Tempel, würde man sich wohl irgendwo in Norwegen wähnen und ich wundere mich, dass man hier nicht vom Venedig Südostasiens schwadroniert, denn es wäre gar nicht mal verkehrt.

Berühmtheit erlangte der See aber wegen der Rudertechnik ihrer Bewohner. Bei aller dargebotenen Ästhetik kann ich diese Vorgehensweise der heimischen Fischer, die das Paddel mit dem Fuß bedienen und dafür ziemlich balancieren müssen, nicht ganz nachvollziehen.

Der Inle See begeistert mich unerwartet und weil die Landschaft hier so ganz anders ist als im trockenen, braungrünen Bagan. Abwechslung erfreut halt.

U-Bein-Brücke

Mandalay wird wenig geliebt. Der Name ist wohlig klingend, die Großstadt hingegen ein recht unspektakuläres Schachbrettmuster. Ich fühle mich hier aber durchaus wohl, was auch daran liegt, dass ich in einem modernen, eher auf asiatische Touristen ausgerichteten, Hotel unterkomme – mangels Alternativen, weil günstige Hotelzimmer schwierig zu finden sind, aber ich genieße den ungewollten Luxus dafür umso mehr. Rund um Mandalay gibt es mehrere besuchenswerte Stätten, wobei ich es schlicht und einfach versaue, die meisten davon anzusehen. Bis auf diese Holzbücke, die längste der Welt aus Teak:

Auch hier kann ich mir nicht verkneifen, ein wenig zu kitschig aufzutragen:

Der Südosten des Landes fasst es eigentlich ganz gut zusammen

Myanmar ist nicht sonderlich diffizil, man mag seinen Buddhismus riesig und reichlich. Das merkt man vor allem, wenn man den noch nicht so populären Südosten des Landes besucht.

Bago etwa quillt vor Riesenbuddhas und goldenen Pagoden über. Riskiert man einen zweiten Blick, so ist das freilich eher Quantität statt Qualität, kitschig und irgendwie plump, wenn auch auf eine trashige Art und Weise nicht unwitzig.

Einer von zwei riesigen Buddhas in Bago:

Hier im Größenvergleich mit meinen chilenischen Freunden:

Wenn man etwas weiter auf eine große goldene Pagode klettert:

Und in diesem Tempel liegt der andere große Buddha:

Etwas südlich, in Hpa An, einer Kleinstadt nahe der thailändischen Grenze, gibt es nicht nur tolles WiFi und die beste Suppe Südostasiens, sondern auch eine Menge Karst und dementsprechend auch Höhlen, wo sich die Buddhisten ausleben konnten:

Auch Myanmar hat einen James Bond-Felsen – allerdings mit Pagodenzubau:

Der Höhepunkt der organisierten Tagestour ist aber der Sonnenuntergang vor einer Fledermaushöhle.

Davon habe ich irgendwo ein Video, aber bis ich das mal zurechtschneide…

Es ließe sich über Myanmar so viel erzählen, aber irgendwie fehlt mir dazu die Lust. Ein eigenes Thema wäre die Sprache selbst, eine Art Klingo-Chinesisch, wo alleine die Städte fast unaussprechbar Pyiy oder Pyin Oo Lwin heißen, oder Mawlamyein, das ich zig mal nachschauen muss, um eh das richtige Busticket zu verlangen. Die Stadt liegt entspannt zwischen Fluss, Meer und Hügeln, wo sich weitere goldene Tempel tummeln, die schon alleine sehenswert sind, weil man sie quasi für sich hat.

Innen wimmelt es wie immer von zig riesigen goldenen Buddhastatuen und man kann gerne eine Spende einwerfen.