ostkarten

Aus der Reihe: Bereits einen Monat wieder in Wien, schiebe ich vergangene Dinge nach, weil mich ein schlechtes Gewissen, mehr noch: der Drang zur Vervollständigung, treibt, habe aber keine sonderliche Lust dazu. Was im vollständig unmotivierten Fließtext mündet, der aus einer Ausgangslage, Positivem, Negativem und einem Fazit besteht. Ich mache das wirklich nur wegen der Bilder.

Ausgangslage

Keine gute. Zu der Zeit (Mai 2015) bin ich bereits 8 Monate unterwegs und habe aufgrund gemischter Erfahrungen mit China und Indonesien (dazu kommen noch unmotivierte Texte (vielleicht)) vom Reisen die Nase ziemlich voll. Ich bin müde und habe keinerlei Erwartungen (= will es nur unbeschadet hinter mich bringen).

Das Positive

Sehr vieles.

Die Marokkaner erweisen sich allen Horrorgeschichten zum Trotz (aufdringliche Händler, betrügerische Taxifahrer, korrupte Polizisten, etc.) als sehr charmante Gastgeber, die Hotels bieten zu günstigen Preisen hohes Niveau, das Essen kann sehr gut sein und die Teekultur ist ein Traum.

Marrakesch sticht bei den alten (Königs-)Städten Marokkos heraus. Die Medina (konsequent kaminrot) hat den angenehmsten Mix aus engen Gassen, sehenswerten historischen Gebäuden, öffentlichen Plätzen des Konsums (der zentrale Marktplatz Djemaa el Fna ist der größte Afrikas) – und die weitaus größte Auswahl an Trödel in den Souks. Touristisch? Durchaus hochgradig, allerdings nur am Wochenende und nie in einer unangenehmen Form.

In einem reich verzierten historischen Haus:

Die Hauptmoschee von Marrakesch, wie (praktisch) alle Moscheen in Marokko für Andersgläubige nicht betretbar:

Terrasse eines der Paläste:

Konsequentes Kaminrot:

Der ursprüngliche Plan war es, sich ein paar landschaftliche Höhepunkt im Rahmen organisierter Touren zu genehmigen. Daraus wurde dann aber eine 2.000km lange Tour mit dem Mietwagen durch diverse Atlanten – angesichts der vielfältigen Landschaftsformen Marokkos die einzig richtige Entscheidung und trotz sieben Tagen Zeitbudget ein paar Tage zu kurz für diese unerwartete Fülle an unverhofft großartigen Panoramen.

Immer wieder durchquert man kleine Wüstensiedlungen, die sich farblich an die Mondlandschaft angepasst haben.

Ait Benhaddou, die berühmteste Kasbah Marokkos. UNESCO Welterbe und häufiger Schauplatz von Filmdrehs:

Das große Zwischenziel sind die Wüstendünen der Sahara unweit der Grenze zu Algerien. Dazwischen sammeln wir weitere Eindrücke in touristisch gut erschlossenen Panorama-Canyons wie aus dem Bilderbuch.

Die Eindrücke reißen nicht ab. Auf einmal fahren wir an einer Art „Horse-Shoe“ vorbei:

Steile Pässe kosten Überwindung:

Geologisch ungewöhnliche Formationen:

Weitere ausgewählte Perspektiven:

Zu der Zeit tobt hinter uns bereits ein Sandsturm und es fällt schwer, die Kamera halbwegs stabil zu halten:

Die Wüste. Etwas mühsam, da doch sehr touristisch, aber nach langem Hin und Her um den Preis werden wir von semi-beleidigten Pseudo-Beduinen in einen Jeep voller Araber gepackt und in die Wüste gekarrt. Dort aber gibt es die perfekte Kulisse aus Dünen, See (!) und einem Hotel mit Pool.

Es hat ca. 40-45 °C und die Sorge um uns Kaltblüter ist so groß, dass wir viel zu spät ins viel zu weit entfernte Nachtlager in der Wüste aufbrechen. Das bedeutet zunächst, diese beiden Biester zu bändigen…:

…und dann für 90 Minuten durch die Wüste zu stapfen. Nach dreißig Minuten tut es dann weh und Photos schießen geht auch nur bedingt.

So genial die Landschaft ist, ich hätte gerne mehr davon gehabt als etwas am Kamel zu reiten, in der Dunkelheit im Lager anzukommen und vor Sonnenaufgang (zum Sonnenaufgang) wieder zum Ausgangspunkt des Ausflugs zurückzukehren. Da hätte etwas Vorabrecherche über die Anbieter sicher nicht geschadet.

Seis drum. Wenige Stunden nördlich fahren wir, bezeichnend fürs abwechslungsreiche Marokko, hier überall durch:

Das Negative

Nicht viel, und wenn, dann wäre das Kritik auf hohem Niveau und das wiederum eher nur an den Städten, die nicht Marrakesch heißen. Fes etwa, diese riesige mittelalterliche Medina, graubraun und verwinkelt, konnte mit dem Charme Marrakesch’ens nicht mithalten – hatte aber mit die geilsten 1€-Sandwiches meiner Reise zu bieten (4 Sorten Fleisch, 5 Sorten Gemüse, 4 Saucen und Pommes – alles in einem Baguette und ich habe mich nicht mal sonderlich angepatzt), was das Ganze wieder etwas relativiert.

Der Braunton von Fes hat mich nicht sonderlich beeindruckt:

Meknes, eine weitere Königsstadt, ist zwar freundlich und unaufgeregt, hat aber abseits einer riesigen Stadtmauer und diesem berühmten Tor wenig Aufregendes zu bieten:

Um das Thema abzuschließen: Rabat, die 4. Königsstadt, direkt am Meer und irgendwo nördlich des sagenumwobenen Casablanca, das aber eigentlich nur eine riesige Industriestadt ist, hat dann besser funktioniert:

Auch wegen des Friedhofs direkt am Strand:

Auf der anderen Seite der Stadt hat eine archäologische Stätte (Name vergessen) nicht nur den üblichen Steinbruch zu bieten, sondern vor allem eine riesige Storchkolonie:

Fazit

Ein unerwartetes Vergnügen zu einem doch sehr späten Zeitpunkt meiner Asienreise. Landschaftlich gänzlich anders als Mitteleuropa, folglich top, da Abwechslung erfreut, wobei die Freiheit eines eigenen Wagens (Renault Kangoo, btw, sehr geräumig) viel zum Erfolg der Unternehmung beigetragen hat. Tatsächlich war der Roadtrip durch die kargen Landschaften Marokkos einer der Höhepunkte meiner Asienreise (so blöd das auch klingt, aber die beste Bootstour Südostasiens gibt’s ja auch erwiesenermaßen in Albanien).

Mehr wäre natürlich zu sagen, aber es würde dieses Format hier, nämlich das eines lustlosen Abarbeitens mit Bildern, sprengen.

Dankeschön.