ostkarten

Auf dem Papier bietet Sri Lanka so ziemlich alles, was Südasien ausmacht, auf kompaktem Raum und unter weitgehend zivilisierten Bedingungen: Tempel, Dschungel, Tiere, Teegärten, Strände und gutes Essen. Freilich lande ich auf dieser Insel erst, nachdem ich bereits ein gutes Stück des Kontinents erforscht habe, insbesondere den großen kulturellen Nachbar Indien und das buddhistische Zentrum Myanmar. Was will ich eigentlich hier?, macht sich folglich Skepsis bei mir breit – auch wegen der nur neun Tage Zeit Aufenthalt, die mir für das Land bleiben.

Also versuche ich mich mal wieder an einer strengen Planung, um möglichst viel mitzunehmen, werde dann aber auf die horrenden Eintrittspreise für alles, was mit Kultur und Natur zu tun hat, aufmerksam: 25-50 EUR Kosten für irgendwelche Nationalparks, Ruinen und Forts? Das ist unverschämt. Und es ist auch gut so, denn dadurch kann ich im Voraus einiges streichen, die Route ergibt sich daraus wie von selbst.

Anuradhapura liefert buddhistisches Mittelmaß zu gepfefferten Preisen

Eine freundliche, grüne Tempelstadt irgendwo im Norden, die ich direkt nach der Landung in einer 5-stündigen Busfahrt erreiche. Radfahren bietet sich an, um sich die 2-3 großen Stupas anzusehen, und man kommt dadurch auch recht rasch in die Feuchtgebiete der Umgebung.

Irgendwann werde ich angehalten und nach dem Ticket für den archäologischen Park gefragt. Welches Ticket? (Das Ticket für EUR 25, aber das weiß ich offiziell nicht, weil ich mich dumm stelle.) Also fahre ich etwas rundherum in die Botanik.

Und bin dann auf einmal im archäologischen Park, dessen Höhepunkt diese Stupa ist:

Die restlichen Steine sind großteils vernachlässigbare Ruinen und Fundamente wie hier:

Insgesamt also gibt es wenig Gründe, vom Sattel zu steigen. Ich hätte mir so in den Arsch gebissen, wenn ich dafür diesen Eintrittspreis bezahlt hätte. Und eingedenk dessen, dass Anuradhapura eines der kulturellen Höhepunkte Sri Lankas ist, bestärkt es mich in meiner Meinung, die weiteren überteuerten Tempelanlagen des Landes zu spritzen.

Die Teegärten werden dem Ruf des Ceylon-Tees nicht gerecht

Ich steige also in einen der ständig abfahrenden Busse, die langsam, laut und gerammelt voll sind und sogar für mich viel zu eng. Die schlimmsten Busse Südasiens hätte ich nie in Sri Lanka vermutet. Aber sie bringen mich ans Ziel: Kandy, eine Stadt, die in allen Reiseführern prominent vertreten ist, weil sie um einen See angelegt ist. Einen gelangweilten Spaziergang später ist für mich klar, dass ich mich hier nur minimalst aufhalten möchte.

Ich fliehe die tropische Hitze. Mein Gusto auf Ceylon-Tee steigt mit dem zu überwindenden Höhenmeter. Landschaftlich ist es hier durchaus okay.

Aber leider fehlen mir die Angebote für eine ausführliche Teeverkostung oder eine intensivere Auseinandersetzung mit dem gesamten Produktionsprozess. Ich begnüge mich mit dem Besuch zweiter Teefabriken, die recht wenig Interessantes bieten. Es wäre hier so viel mehr möglich. Deshalb verzichte ich auf einen längeren Aufenthalt und lasse mich in einer mühsamen 8-stündigen, überfüllten Busfahrt an die Südküste fallen.

Sogar der Strandmuffel kann mit den Buchten des Südens einiges anfangen

Die Küste wird durch Buchten zu überschaubaren Einheiten gegliedert. Die Strände sind nicht zu voll, das Wasser ist warm und sauber, die Menschen freundlich, die Unterkünfte günstig und das Wetter passt auch. Insgesamt herrscht eine entspannte Atmosphäre. Die Strände Sri Lankas gehören zu den schönsten, die ich kenne und bieten mir nach all der eher brotlosen Hetzerei der letzten Tage einen entspannten Abschluß meines Kurztrips.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Für einen ersten Abstecher nach Asien oder als Ersatz für Indien ist das Land gut geeignet, weil man schnell viel sehen kann und die Reisebedingungen einfach sind, vor allem, wenn man nicht zu sehr aufs Geld schauen muss (Reisen ohne Privatauto kann sehr mühsam sein). Besonders für Wassersportler, Strandurlauber und Naturfreunde ist Sri Lanka empfehlenswert. Auch der erfahrene Asientourist wird sich mit den Stränden und dem Essen anfreunden, aber nur bedingt mit den kulturellen Sehenswürdigkeiten – soweit ich das überhaupt einschätzen kann, denn ich habe kaum was davon gesehen (aber man bekommt mit der Zeit ein Gefühl dafür, ob sich was lohnt oder nicht) – und keinesfalls mit den dafür verlangten Toppreisen.