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Für Indonesien, dieses riesige Archipel, das irgendwo bei Myanmar anfängt, bei den Philippinen durchrutscht und vor den Kannibalen von Papua verendet, auf der Höhe von Melbourne, Ostaustralien, habe ich mir eingangs einiges überlegt und vorgenommen. Doch dann geht die Motivation flöten und die Zeit rennt mir auch davon. Am Ende bleiben mir nur mehr 18 Tage, die ich auf die Region aufteile, der das touristische Hauptaugenmerk gehört, also quasi die Highlights von Yogyakarta (= kulturelle Hauptstadt der Insel Java) bis zur hindustischen Insel Bali, so etwas wie dem mit Abstand größten Klunker im indonesischen Staatsschatz. Aber immerhin: 18 Tage, da geht sich so manches aus. Was mache ich also? Ich hetze mich von Hotspot zu Hotspot ab. Ich lege mich auf die faule Haut.

Wie kam es denn bitte dazu?

Touren, Blechen oder Leiden oder die Kapitulation auf Bali

Nach 30 Tagen der chinesischen Folter bin ich durchaus motiviert, in einem einfacheren, freundlicheren und günstigeren Land neu durchzustarten. Der Optimismus war leider verfrüht. Ich stelle rasch fest: Indonesien hat eine beschissene Transportinfrastruktur. Bus- und Sammeltaxiverkehr sind durch die Popularität der Scooter absolut ausgedünnt und langsam, weil nur Hauptrouten bedient werden. Will man also zeiteffizient von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit kommen, muss man sich entweder einer Tour anschließen oder einen privaten Transport organisieren. Erstes ist nervig, letztes ist teuer. Ich entscheide mich fürs schleppende, aber günstige Vorankommen einer Variante drei.

Das bedeutet: 6-7 Stunden für die 110km, um zum Mt. Rinjani zu kommen, einem 3.700m hohen Vulkan, der die kleine Insel Lombok dominiert, wo ich mit etwas grünem Tee aus Yunnan gelandet bin, woraufhin ich skeptisch kontrolliert wurde. Der Trek gilt als sehr fordernd: Am ersten Tag überwindet man 2000 Höhenmeter, zunächst mal in tropischer Feuchtigkeit, dann zunehmend in Nebel, wodurch der Aufstieg nicht nur besonders anstrengend (endloses Stufensteigen!), sondern auch furchtbar undankbar ist, denn man sieht praktisch nichts.

Blick vom Kraterrand auf die recht schottisch anmutenden Highlands (ca. 2.800m Höhe):

Die südostasiatische Obsession mit Sonnenauf- und -untergängen raubt auch in Indonesien vielen aktiven Touristen den Schlaf. Blöderweise wird das aber in Äquatornähe aufgrund der klimatischen Bedingungen eh nie wirklich was. Nichtsdestotrotz steht man halt höflichkeitshalber auf, wartet bis es hell wird, müht sich durch den Tag.

Am nächsten Morgen nach einer kalten, unbequemen Nacht: Kein Sonnenaufgang, aber der Himmel ist noch halbwegs frei. Man sieht nicht nur die 3 Gili-Inseln, so etwas wie einen langjährigen Geheimtipp in Indonesien, der folglich keiner mehr ist, sondern auch den Vulkan des weltbekannten Nachbars Bali.

Den Rest des möglichen Treks (inklusive sandigen Aufstiegs bis zur Spitze auf 3.700m, wofür man um 1 Uhr früh geweckt wird, um ja den Sonnenaufgang nicht zu verpassen) spare ich mir und verlasse Lombok in Richtung des erhofft bequemen Bali, was natürlich wieder eine ewige Fahrerei ist. Ich lande dort in Ubud, einem Ghetto im Zeichen von Eso- und Yogaselbstfindungstrips. Sprich: Workshops, Massagen, alle möglichen Läden und Restaurants und Touren. Das finde ich aber überraschend angenehm. Ich habe Pläne für Bali (Tempel! Reisterrassen! Vulkane!), lasse es dann aber dabei bewenden 7 (oder waren es 8?) Tage in meinem ruhigen Bungalow zu liegen und hin und wieder was zu essen zu holen. Irgendwann muss ich mich der bitteren Realität stellen und irgendwie günstig von der Insel verschwinden. Die Vulkane besteigen sich allerweil nicht von selbst.

Die Aktivierung von Java raubt mir den Schlaf, aber auch hier lasse ich die Tage unnütz verstreichen

Weitere 8 Stunden des aufreibenden Ab- und Umsteigen in obskuren Transportmitteln später schaffe ich es tatsächlich nach Java. Um 1 Uhr früh holt man mich aus dem verwanzten Hotelzimmer. 3 Stunden später, als einer von ca. 100 Frühaufstehern, steige ich quasi in kompletter Dunkelheit in den Krater des aktiven Schwefelvulkans Ijen hinab. Ausgedürrte Minenarbeiter kommen mir entgegen. Sie sind mit 80-90 kg Schwefelbrocken beladen. Alle wollen das blaue Licht sehen, eine chemische Reaktion, ein Naturphänomen, das sich nur bei Nacht zeigt. Dafür müssen wir leiden.

Blaues Licht:

Es leuchtet also blau (und durchaus spektaktulärer, als es das Bild verrät). Gelbe Dämpfe steigen auf, von deren Giftigkeit wir uns alle überzeugen können, als der Wind dreht. Sonnenaufgang gibt es keinen, aber der war auch so nicht eingeplant. Durchaus befriedigt machen wir uns aus dem Staub, da der Vulkan gegen 9 Uhr besonders aktiv, also: gefährlich, sein soll. Viele bleiben zurück.

Ein Blick über die Schulter auf den schön gefärbten Kratersee:

Nach einer Woche des Faulseins plagt mich ein wenig das schlechte Gewissen, also peitsche ich ein striktes Programm durch und lasse direkt den nächsten Vulkan folgen, der wiederum 8 bis 10 Stunden Fahrzeit entfernt ist. Der Bromo ist besonders populär in Indonesien, da die Landschaft besonders ikonisch ist, und die Kleinstadt, von der aus man ihn am besten erreicht, ist ein wenig überteuert für das, was sie bietet, was nicht viel ist. Es ist ein schäbiger Ort.

Immerhin: Aufstehen erst um 3 Uhr früh und das Ganze gestaltet sich schön individuell (eine Tour ist nicht notwendig, wenn man weiß, was zu tun ist) mit ein paar freundlichen Mitreisenden. Man steigt 60-90 Minuten auf, wartet, bis der Sonnenaufgang nicht kommt, freut sich über das einzigartige Panorama, schießt Photos, die jeder hier schießt, steigt gemütlich wieder ab.

Blick auf das Touridorf, das quasi an der Klippe zur Mondlandschaft errichtet ist:

12 Stunden später erreiche ich Yogyakarta, wo ich mich abgesehen vom Besuch eines stark überbewerteten und überteuerten Borobudur-Tempels vor allem auf die Fortsetzung des balinesischen Nichtstuns fokussiere.

Borobudur: Eine der großen drei Tempelanlangen Südostasiens (die anderen zwei sind Bagan und Angkor). Echt jetzt? Jeder bessere indische Tempel bietet mehr für weniger Eintrittsgeld. Und man muss hierfür nicht vorm Sonnenaufgang aufstehen.

Was bleibt also von Indonesien? Das Unbehagen, dass abseits der touristischen Hauptrouten, Individualtransport und große Freude an der Selbstqual vorausgesetzt, noch sehr viel mehr zu entdecken wäre als ein paar ausgetretene Vulkane und supergünstiges, gar nicht mal so übles, freilich nur in seltenen Fällen raffiniertes Essen, das von ausnehmend freundlichen Mitmenschen serviert wird.